Wetten aus dem Bauch heraus oder lieber mit System?
Welcher Zockertyp bist du?
Vor ungefähr 25 Jahren wettete ich zum ersten Mal im Internet, damals bei Sportwetten Gera. In meiner Aufregung rief ich sogar beim Betreiber der Website an, um mich selbst von der Seriosität des Anbieters zu überzeugen. Ausschlaggebend dafür war, dass ich schon immer ein Faible für Sportwetten hatte, aber in der tristen Lotto & Toto Bude für meinen Geschmack viel zu viele Ergebnisse ausfüllen musste, die dann auch alle eintreffen mussten, um einen Gewinn zu erzielen. Dieses Unterfangen war im Grunde von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Sobald auch nur ein Spiel mit der falschen Tendenz darunter war, war der gesamte Tippschein ruiniert.
Irgendwann jedoch bot sich die Gelegenheit, lediglich auf ein Team und ein Spiel zu setzen oder sich die Spiele auszusuchen und die Tendenzen anzugeben. Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen. Ich wusste, meine Zeit ist gekommen.
Man beschäftigte sich jahrelang die ganze Woche über mit seinen Schalkern und mit den Spielern der anderen Klubs – und spekulierte, was passieren muss, damit Schalke in der Tabelle nach oben klettert. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür für bestimmte Spielkonstellationen. Das alles macht es einfacher. Meine Fußballexpertise, gepaart mit etwas Bauchgefühl, bescherten mir fast jedes Wochenende ein gutes Taschengeld.
Viele werden sich fragen, warum es überhaupt so viele Wettanbieter gibt. Wie können diese sich bloß alle über Wasser halten? Das mag natürlich mit den Buchmachern und Wettquoten zu tun haben und außerdem mit den unzähligen Spielern, die ihr Wunschergebnis angeben. Das Geheimnis und letztlich der Schlüssel zum Erfolg liegt aus meiner Sicht darin, die Spiele nüchtern zu betrachten und auf diverse Gegebenheiten zu achten. Dieser wichtige Aspekt wird sehr gut auf der Homepage der Sportwetten-University erklärt. Meiner Erfahrung nach kann man besonders gut abräumen, wenn man auf bestimmte Eingebungen Rücksicht nimmt.
Nachfolgend möchte ich einige positive und auch tragische Beispiele meiner persönlichen Wettgeschichte beschreiben.
Meister der Herzen
Nach dem dritten Aufstieg gewannen meine Schalker 1997 sensationell den UEFA Cup. Irgendwie spürte ich vom ersten Spieltag an, dass wir im heimischen Parkstadion unschlagbar sind. Leider hörte ich zu jener Zeit nicht auf mein Bauchgefühl und verzichtete auf Wetten. Dank der klugen Kaderzusammenstellung unseres Managers Rudi Assauer, wurde unser Team in den Folgejahren immer stärker. Ikonen wie Ebbe Sand und Emile Mpenza waren Teil dieser glorreichen Mannschaft. Beim ersten Saisonspiel, bei dem auch Emile traf, war ich live im Parkstadion. Wir spielten gegen Werder Bremen und ich schaute mir das Spiel von der Haupttribüne an. Mpenza traf am 8. Februar 2000 mit seinem ersten Tor zum 2:1 für Schalke. Unsere Mannschaft gewann am Ende verdient mit 3:1, zu dem auch Ebbe Sand noch einen Treffer beisteuern konnte. Schalke dümpelte in dieser Saison noch im Mittelfeld der Tabelle, es fehlte ein kreativer Spielmacher neben Olaf Thon. Was dann aber in der folgenden Saison passieren sollte, wird für immer unvergessen bleiben.
Andreas Möller wechselte vom verhassten Lokalrivalen Borussia Dortmund zu den Königsblauen. Ein Riesenskandal auf beiden Seiten. Das konnte ja nur gut gehen, Andi Möller hinter Ebbe und Emile. In meiner Euphorie wettete ich auf die Deutsche Meisterschaft und den Pokalsieg. In Fankreisen führten wir Rituale ein: Weißen Schaummäusen wurde vor jedem Spiel der Kopf abgebissen und rückwärts über unsere Schultern geschmissen. Auch meine Glückskastanie durfte nie fehlen. Ich sah jedes Spiel live. Schalke war ohne Zweifel das beste Team der Saison. Damals gab es zum Glück noch keinen Videoschiedsrichter (VAR). Manchmal hätte Schalke diese Hilfe trotzdem gebrauchen können, denn viel zu häufig wurde zu Ungunsten der Königsblauen entschieden – und das kostete wertvolle Punkte, zum Beispiel in Köln, Kaiserslautern, Bochum, Hamburg und Freiburg. Auf diese Weise wurden den Schalkern schlicht und ergreifend entscheidende Punkte gestohlen. Diese Punktverluste müssen sich die Schiedsrichter ankreiden lassen. Wie die Tabelle ohne diese Fehlentscheidungen der Unparteiischen am Ende der Runde ausgesehen hätte, illustriert nochmal im Detail folgende Seite:
https://www.wahretabelle.de/statistik/wahretabellehistorie
Am letzten Spieltag ging es um die Meisterschaft. Die Bayern mussten in Hamburg patzen und in der Tat traf HSV-Stürmer Barbarez kurz vor Schluss zur vielumjubelnden Führung. Wir folgten diesen unglaublichen Schlussminuten in Hamburg live auf der Stadionleinwand und waren über alles informiert – oder doch nicht? Denn niemand konnte ahnen, dass Markus Merk an diesem Tag zum zweiten Mal in seiner Karriere eine Grätsche als Rückpass bewerten sollte. Der Wahnsinn sollte in der Verlängerung deutsche Sportgeschichte schreiben:
https://www.wahretabelle.de/news/bayern-meisterschaft-2001-der-umstrittene-ruckpass-in-hamburg/7731
Was eine fünfstellige Gewinnsumme hätte einbringen können, wurde ’nur‘ ein vierstelliger Gewinn, der immerhin dank des Pokalsiegs eine Woche später zustande kommen sollte. Mit ein wenig Fußballsachverstand konnte man diese fantastische Saison einfach vorhersehen. Zu verdanken hatten wir diese erfolgreiche Zeit einem simplen und ablösefreien Transfer von Rudi Assauer. Dennoch waren die Quoten für Schalke hoch. Leider hatte den Zahnarzt Merk, der eine Woche später mit den Bayern die Meisterschaft feierte, niemand auf der Rechnung.
Ich habe mir geschworen, falls ich irgendwann einmal die Möglichkeit dazu bekommen sollte, mit Uli Hoeneß zu reden und ihn zu fragen, wie er über Gerechtigkeit denkt und ob diese sich irgendwann einmal ausgleichen wird. Zur Erinnerung: Bayern hatte das Trauma von Barcelona, als sie in im Endspiel der Champions-League in der Nachspielzeit auf tragische Art und Weise den Titel gegen Manchester United verspielten. Ein Stück weit konnten sich die Bayern aber – im Gegensatz zu S04 – nach dem Triumph gegen Valencia im darauffolgenden Jahr und mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2001 durch das ungerechte späte Tor in Hamburg rehabilitieren. Für alle Schalker bleibt die Meisterschaft der Herzen bis heute die schmerzhafteste Ungerechtigkeit aller Zeiten. Rudi Assauer sagte damals zu Recht, dass er nicht mehr an den Fußballgott glaube.
Auf dem Unternehmertag 2017 am Tegernsee bot sich mir tatsächlich die Gelegenheit, mit Uli Hoeneß zu sprechen. Wir hatten die Videoproduktion des Unternehmertages übernommen und anschließend fragte ich ihn, ob ich ihm eine Fußballfrage stellen dürfe. Er erwiderte meine Frage und zeigte sich überzeugt davon, dass Schalke irgendwann Gerechtigkeit widerfahren werde, weil er an den Fußballgott glaube. Schalke müsse nur mal wieder in die Position kommen. Daher meine Prognose: Sollte Schalke irgendwann – in hoffentlich absehbarer Zeit – der Wiederaufstieg ins Fußball-Oberhaus gelingen und sich an die Spitze der Bundesliga zurück kämpfen, dann ist die Zeit für eine Schalke-Wette gekommen. In diesem Jahr glaube ich allerdings nicht an den Aufstieg, weil Schalke am Ende vermutlich die zwei geklauten Punkte aus dem Spiel bei Werder Bremen fehlen werden.
EURO 2004 – 2094 Euro
Als ich noch in Festanstellung arbeitete, hatten wir regelmäßig zu den großen Turnieren interne Tipprunden eingerichtet. Dafür nutzten wir damals schon Tipp-Kick. Auf diese Weise konnten wir ganz mühelos den Gesamtsieger bestimmen. Als ich meinen Favoriten nannte, wurde ich von meinen Kollegen ausgelacht, speziell von meiner portugiesischen Kollegin Odete. Kurz nach Beendigung der Bundesligasaison und der anstehenden EM ließ ich mir meinen Gesamtgewinn aus der Saison auszahlen. Außerdem studierte ich die Quoten für die EM in Portugal. Ich erinnere mich gut an einen Radiobericht über Otto Rehhagel. König Otto war der legendäre Rekord-Meistertrainer aus Bremen. Zudem vollbrachte er das Kunstwerk, als einziger Trainer der Geschichte mit Aufsteiger Kaiserslautern die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Später führte er die griechische Nationalmannschaft souverän durch die Qualifikation zur Europameisterschaft nach Portugal. Allein dieser grandiose Erfolg hätte gereicht, um ihm ein Denkmal in Athen zu bauen. An eine Durchsage eines Reporters denke ich besonders gern zurück, denn sie ließ mich aufhorchen: ‚Das Endspiel in Lissabon findet auf den Tag genau 50 Jahre nach dem Wunder von Bern statt.‘ Es war der 4. Juli 2004.
Ich setzte 10 Euro auf die 40er Quote. Nach dem 2:1-Eröffnungssieg Griechenlands tippte ich noch in Gedanken an meine Arbeitskollegin Odete die Endspielpaarung Portugal-Griechenland. Dieses Duell reizte mich besonders. Die Griechen sollten mit König Otto Europameister werden und gewannen zur Überraschung aller Fußballfans gleich zwei Mal gegen Gastgeber Portugal. Die griechischen Götter müssen verrückt gespielt haben. Doch konnte es noch besser kommen? Ja! Angelos Charisteas, seinerseits Siegtorschütze des Endspiels, wechselte zum FC Schalke 04. So musste es sein, so wollte es der Fußballgott. In unserem Firmentippspiel landete ich dank der Sonderpunkte im oberen Drittel auf dem letzten Rang der Auszahlungsplätze. Meiner Abteilung spendierte ich als Dank für das Gelächter gut gelaunt und von einem Bruchteil des Gewinns ein Frühstück für 25 Personen. Glückauf und Yammas!
NULL VIER!
Mein Kumpel Axel hatte uns Karten für das Champions-League-Spiel von Schalke auf Mallorca besorgt. Zudem freuten wir uns über eine komfortable Unterkunft auf der beliebten Urlaubsinsel. Zur ersten Champions-League-Saison war demnach alles angerichtet. Ich wettete in dieser Zeit auf sämtliche Spiele mit Beteiligung der Königsblauen mit einem Ergebnistipp von 4:0 für unsere Farben. Diese Strategie hatte sich in der Vorsaison der Meisterschaft der Herzen enorm ausgezahlt. Schalke gewann in der Bundesliga sage und schreibe vier Mal mit 4:0 (gegen Rostock, Dortmund, Frankfurt und Hertha). In Dortmund gab es die knackigste Quote. Also behielt ich diese Wette über die Saison hinaus bei. Der Erfolg gab mir recht. Zweimal sollte es kräftig in der Kasse klingeln: gegen St. Pauli in der Bundesliga und auf Mallorca.
Hier beschlich mich ein besonderes Gefühl. Leider konnte ich kurzfristig nicht mitreisen, weil ich keinen Urlaub von meinem neuen Arbeitgeber bekommen hatte. Also wagte ich mehr Risiko und setzte anstatt der üblichen 10 Euro diesmal 40 Euro auf einen 4:0-Sieg unserer Schalker und finanzierte mir dadurch den nächsten Urlaub. Ein außergewöhnlicher Dank geht an Asa und Ebbe, die meine Rufe ins Radio an diesem Abend gehört haben mussten.
Wie sieht eure Strategie aus? Bevorzugt ihr das Wetten mit System, Zeitungsartikel und Quotenanalyse oder doch lieber spontan aus dem Bauch heraus? Ich persönlich bevorzuge die Kombination aus beiden Varianten und bin bis heute sehr gut damit gefahren. Systemwetten müssen nicht zwangsläufig besser oder schlechter sein, als das instinktive Bauchgefühl. Nun allerdings bringt der VAR Unruhe in die Online Wetten. Mein Ratschlag aus heutiger Sicht: Orientiert euch lieber an den Spielen, an denen der VAR teilnimmt und an den bewährten Systemen, die von der Sportwetten-University gut verständlich für alle Interessierten der Sportwetten erklärt werden.